Entwickelt sich mein Baby altersgerecht? Die Alltagsfragen an mich als osteopathisch tätige Therapeutin.

by | 19.05.2022

In unserer digitalisierten Welt, kann man im Internet fast auf jede Frage auch eine Antwort finden. Nur–wie prüfe ich, ob diese Informationen stimmen? Wie prüfe ich, ob diese Informationen, so wie sie behauptet werden, für mich anwendbar sind? Was tue ich, wenn es nicht funktioniert? Schaue ich mir das nächste Video/Posting an? Oder lasse ich mich individuell beraten?

Meine persönliche Meinung: die Informationen, die im Netz gefunden werden, sind als Orientierungshilfe in Ordnung – mehr nicht. Ein scharfes Auge, Erfahrung und Expertise eines Therapeuten, können niemals mit einem Post auf Social Media ersetzt werden.

Dennoch ist es für mich wichtig, dass du eine Vorstellung hast, was von einem Säugling, motorisch, erwartet werden kann. Aber nur kann. Jedes Baby ist anders und zum Glück hat jede Entwicklungsphase eine Toleranzspanne.

Motorische Entwicklung im ersten Jahr

Für eine korrekt ausgeführte motorische Handlung ist das zentrale Nervensystem (ZNS) verantwortlich. Babys durchlaufen während den ersten Lebensmonaten viele Entwicklungsstufen. Um dein Baby in seiner Entwicklung unterstützen zu können, sollte man sich einen Überblick über die jeweiligen Entwicklungsphasen (in welchem Alter sollte ein Baby, was können?) verschaffen. Diese dient als „Richtschnur“. Wobei hier immer auch die individuelle Entwicklung des Kindes berücksichtigt werden sollte.

Reflexe: das Überleben wird gesichert

Die Entwicklung der Reflexe beginnt im Mutterleib. Zuerst sind das nur Zuckungen. Sie sind am Anfang kaum wahrnehmbar. Je größer das Baby wird, desto enger wird es im Bauch. Das und dementsprechende Reife des Babys führen dazu, dass du immer mehr und größere Bewegungen spürst. Die frühkindlichen Reflexe sichern das Überleben des Babys. Manche Reflexe verschwinden im Laufe der Zeit und manche bleiben bestehen.

Suchreflex, Schluck- und Saugreflex sichern das Trinken an der Brust. Andere Reflexe wie Klammerreflex, Nackenreflex, Schreitreflex und Greifreflex begleiten in den ersten zwei Jahren die motorische Entwicklung. So wie das Gehirn reift, wird auch das Kind immer mehr in der Lage sein, die Bewegungen bewusst zu steuern.

Motorische Entwicklungstabelle im ersten Jahr

AlterGrobmotorikFeinmotorik
1. MonatReflexwesen, hebt den Kopf in Bauchlage leicht anHände meist zu Fäusten geballt
2. MonatBabys strampeln mit Armen und Beinen, hebt den Kopf in Bauchlage kurzHände öffnen sich bei der Berührung am Handrücken, Zusammenführen der Hände noch zufällig, folgt mit Augen einem Gegenstand/einer Person um bis zu 180 Grad
3. MonatBabys können auf dem Arm den Kopf halten oder in Bauchlage den Kopf bis zu 90 Grad und kann sich ggf. auf die Arme stützen, Muskeltraining durch fleißiges StrampelnZusammenführen der Hände über dem Kopf in Rückenlage, Fingerbewegungen, einzelne Finger landen im Mund
4. MonatBabys drücken Beine durch bei Widerstand, Kopfhalten in Bauchlage wird besser, versucht sich erstmals selbst zu drehenEntwicklung von Hand-Mund-Koordination, gezieltes Greifen, Gegenstände zum Mund führen, Festhalten klappt, gezieltes Loslassen noch nicht
5. MonatSitzen mithilfe, erste Drehung auf die Seite, Abstützen des Oberkörpers in BauchlageGezieltes Greifen vielleicht mit erstem Handwechsel
6. MonatErste Drehung in Bauchlage, erste Versuche zu robben oder sich selbst hinzusetzenFlachzangengriff, Flasche zum Mund, Greifen in Bauchlage, Wechsel von Hand zu Hand
7. MonatEigenständig Sitzen, Wechsel von Bauch – in Rückenlage, Vierfüßler stand und erste Krabbel versuche, steht mit FesthaltenGreift Gegenstände mit Daumen und Zeigefinger
8. MonatSchnelles Krabbeln, frei Stehen oder Aufstehen mithilfe, frei Sitzen ohne Abstützen, erste HochziehversucheHandspiele, Winken und Klatschen, klopft zwei Gegenstände (z. B. Klötze) aneinander
9. MonatFlottes Krabbeln, sicheres freies Sitzen, erste Stehversuche, erstes Entlanghangeln an Möbeln oder Gegenständen, erste KletterversuchePinzettengriff, umblättern von dicken Babybuchseiten
10. MonatAufrichten und Stehen mithilfe, Entlanghangeln an Möbeln oder Gegenständen, evtl. erste Schritte ohne HilfeEssen mit Fingern, Trinken aus Schnabeltasse, Dinge werfen oder fallen lassen, Drehbewegung, Scheren- und Zangengriff klappen immer besser
11. MonatSteht allein, erste freie Gehversuche, seitliche Schritte an der HandErster Werkzeuggebrauch, Essen mit dem Löffel beginnt
12. MonatFrei Stehen und Gehen, seitlich Gehen, Treppen steigen, mit Festhalten, erste Versuche des AufrichtensEssen mit Löffel im Faustgriff, Ball werfen oder Bauklötze stapeln
Quelle: netdoktor.de

Was kann ich tun, um die motorische Entwicklung zu unterstützen?

In der Regel reicht es aus, die jeweilige Entwicklungsphase zu unterstützen. Am Anfang braucht dein Baby viel Nähe. Du bist sein Drehpunkt. Wenn du dein Baby z. B. auf deinen Bauch legst, wird es automatisch versuchen, den Kopf etwas zu heben. So wird die Nackenmuskulatur bereits etwas angesprochen. Mehr muss man am Anfang nicht tun.

Später z. B. wenn das Kind lernt bewusst zu greifen, wirst du ihn unterstützen können, indem du ihn so oft es geht eine Gelegenheit kreierst, in der es greifen kann. Je öfter eine Bewegung wiederholt wird, desto schneller und sicherer wird sie ausgeführt.

Kann eine osteopathische Behandlung hilfreich sein?

Wie jede Schwangerschaft, so verläuft auch die Geburt bei jedem individuell. Manchmal können eventuelle Beeinträchtigungen auf den Geburtsverlauf zurückgeführt sein. Hier kann die Osteopathie einsetzen. Treten eventuelle Problematiken in den motorischen Entwicklungen des Babys auf, sollten diese vorab vom Kinderarzt abgeklärt werden. Ist von seiner Seite alles in Ordnung, bietet sich eine osteopathische Behandlung an.

Manchmal ist es nur ein kleiner „Stups“ in die richtige Richtung, um das Baby auf seinen Weg zu bringen.

❤️-lichst eure

Alexandra

Alexandra-Henriette Marjanovic

Alexandra-Henriette Marjanovic

M.Sc. ped.Ost. (GB), DPO, M.Sc. Ost. (D)

Alexandra Marjanovic ist eine erfahrene Heilpraktikerin, die sich auf Psychologie, Psychosomatik und Osteopathie spezialisiert hat. Mit viel Herz und Fachwissen begleitet sie Neugeborene, Kinder mit besonderen Bedürfnissen und Erwachsene mit ADHS auf ihrem Weg zu mehr Wohlbefinden.

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